BLACK ELOISE & etwas Hutgeschichte

18. Januar 2019 in gehäkelt

… trägst Du eigentlich auch mal Hut?
Bis Mitte des letzten Jahrhunderts wurde diese Frage kaum jemanden gestellt. Die letzte große Blüte der Hutkultur war in den 50er Jahren. Ohne eine Kopfbedeckung auf die Straße zu gehen…

Bilder von crochetconcupiscence und Antiquepattern

…war undenkbar. Der Hut war ein absolutes Must-have dieser Zeit. Historisch gesehen begegnen uns schon lange Hüte in allen Formen und Farben. Denken wir an opulente Gemälde von adligen Damen mit ganzen Schlachtschiffen auf Köpfen getürmt oder mit runden Brokat- und Seidenrädern, die die Sonne abhielten, riesige Schlagschatten schlugen und den milchweißen Teint schützen.

1910 eröffnete Coco Chanel in der Pariser Rue Cambon ihren ersten Modesalon und feierte Erfolge mit ihren Hutkreationen.

In den 20er Jahren setzte man kecke kleine und flache Hütchen schräg auf das Haar und mit den Notzeiten des Zweiten Weltkrieges mußte “Frau” sich wieder neu erfinden. Aus Geldnot heraus mussten die Hüte nun selbst als “Marke Eigenbau” gestaltet werden. Mit viel Fantasie und Kreativität versuchte man das Fehlen eleganter Kleidung mit chicken Kopfbedeckungen wettzumachen. Ungewaschenes Haar durch Seifennot verdeckte man mit kunstvoll geknoteten Turbanen und selbstgemachten Hüten.

Diese wurden auch gehäkelt!
Passend manchmal dazu das kleine Ausgeh-Täschchen.
Im Internet findet man sogar noch alte Häkelanleitungen zu kaufen oder frei erhältlich, z.B. in englischer Sprache bei den antiken Häkelanleitungen Antiquecrochetpatterns
oder auch bei Etsy.

In den 60er Jahren kommt der große Cut. Hüte geraten außer Mode. Ein neuer sportlicher Lebensstil zieht ein, Haarfärbungen und modische Haarschnitte vertreiben den armen Hut.
Stört er doch nun auch beim Autofahren. Bei der Männerwelt bleibt der Trilby und Fedora bis heute modern. Trotzdem sieht man wenig Männer mit Hut, eher mit Beanies und Basecaps.
Schade eigentlich. Trotzdem scheint es immer noch eine Affinität zum Damenhut zu geben. Erinnern wir uns an royale englische Hochzeiten oder die berühmten Pferderennen in Ascot. Undenkbar OHNE Hut!

Nach der Wiederentdeckung der Häkelanleitung meiner Oma “Luises Ausgeh-Hut” bin ich dem “Hut” ansich verfallen. Ich liebe Hüte. Ganz in der Tradition des letzten Jahrhunderts gerne auch selbstgehandarbeitet. Und…es ist unglaublich schwer, einen perfekten Hut zu häkeln, bzw. zu designen!

An vielen angebotenen Anleitungen stören mich immer wieder die fehlenden Größen.
Manchmal wird sie gar nicht angegeben. Manchmal passen Mütze und Hut auf alle Köpfe. Manchmal kann man sie in allen Garnstärken arbeiten…nur so einfach funktionierts dann doch nicht. Es gibt ja auch nicht nur eine einzige Sockengröße. Und Größe 37 passt ja lange noch nicht einem 39er Füßchen.
Wenn Ihr also eine Häkelanleitung für Mütze und Hut irgendwo ohne weitere Maße kauft, dann fragt lieber vorab, für welchen Kopfumfang diese geschrieben wurde. Denn das ist das Maß aller Dinge! Jedenfalls DAS Maß für einen Hut! Und ein Wollhut wird nicht einfach ein Basthut! Da fehlen dann noch ein paar Berechnungen…

Die Konfektionsgröße für Hüte entspricht dem Kopfumpfang in cm,
gemessen oberhalb der Ohren und über der Mitte der Stirn,
über den Augenbrauen.

Für meine neue Häkelanleitung “Black Eloise” ist das der erste Schritt,
der von Dir gemacht werden muß. Hast Du Dich dann richtig “vermessen”, findest Du in der Anleitung eine Tabelle,
die Dir Schritt-für-Schritt weiterhilft.

 

 

4 Größen sind machbar:

S/M – M/L – L/XL – XXL

mit Kopfumfängen von
54-63cm

Es wird mit dicker Bulky-Wolle vorab oval-spiralförmig in Festen Maschen gehäkelt. Die Krempe dann in Kettmaschen, die dadurch eine sehr feste und dichte Struktur erhält.
Diese Art des Häkelns kennen wir vom Bosnischen Häkeln.

Auch hier habe ich 2 Möglichkeiten für die Krempe ausgearbeitet:
1x schmal und 1x breit für sehr beschattete Augen.

Das Hutband wird in “Gegabelten Büschelmaschen” und Festen Maschen im Wechsel gearbeitet. Dieses Muster wird nach einem alten deutschen Lehrbuch “Schlingenstich” genannt. Das Band kann modisch zu einer kleinen Schleife zusammen genäht und am Hut direkt befestigt werden. Locker aufgelegt jedoch, kann man noch viele andere farbige Exemplare passend zur Kleidung häkeln.

Die Häkelanleitung “Black Eloise” findet Ihr wieder bei CrazyPatterns und bei Etsy.
Also available in English language!

Dass bei Frauen Interesse an einem Hut besteht, zeigt sich oft beim Einkaufen, wenn ich darauf angesprochen werde, wo man denn “den da” (Zeigefinger zum Hut!) kaufen kann.

Eloise ist so eine Mischung zwischen Fedora, Bowler und Cloche, dazu noch schön wärmend und schützend vor Wind und Wetter.  Gerade richtig zu dieser kalten Jahreszeit.

 

Also…habt Ihr nicht auch einmal Lust, die Hutmode wieder aufleben zu lassen
und einen neuen alten Trend zu setzen?

Liebe Grüße aus meiner Werkstatt
Eure Frau Bidder

 

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4 Comments

  • Reply Ingunn 18. Januar 2019 at 14:45

    This is SO cool!
    Like a “bowler”, love it!!

    • Reply cadooh 18. Januar 2019 at 15:19

      Yes indeed, Ingunn! A “bowler” for a “Lady” 🙂

  • Reply Angelika 18. Januar 2019 at 15:05

    Hallo :), ich werde laufend auf meinen Oma-Luise-Hut angesprochen, den ich jetzt im zweiten Winter trage. Ich liebe ihn so sehr. Vielleicht häkle ich ihn demnächst mal in einer anderen Farbe, obwohl ich mir das jetzt so gar nicht vorstellen kann. Eigentlich brauche ich nur diesen einen Hut, er wird mir einfach nicht langweilig. Superschöne Anleitung. Liebe Grüße Angelika

    • Reply cadooh 18. Januar 2019 at 15:21

      Liebe Angelika,
      an Dich habe ich gestern noch gedacht und ob Du wohl noch Oma Luises Hut trägst?!
      Wie schön, dass er Dich immer noch so wunderbar “behütet”. Das freut mich!
      LG zurück

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